Frau Majolika
Erinnerungen
Autor | |
Quelle | ![]() |
ISBN | 978-3-9820126-5-0 |
ekz-Artikelnummer | 1015464 |
Lieferbarkeit | lieferbar |
Katalogisat | Basiskatalogisat |
Verlag | Panima |
Erscheinungsdatum | 04.09.2024 |
Beschreibung (Kurztext)
Die Künstlerin Hannelore Langhans arbeitete über zwanzig Jahre für die Majolika Karlsruhe.Sie fertigte zahlreiche Auftrags- und freie plastische Arbeiten an, unter anderem eine große Fliesenwand im Foyer der Sparkasse Karlsruhe am Europaplatz. Für die Independent Days – Internationale Filmfestspiele Karlsruhe gestaltete sie die Trophäe, einen Mops mit Namen ›Karlina‹. Auch die Preis-Trophäe für den Carl Laemmle Produzentenpreis – ein Keramiklamm – stammt von ihr. 2018 war sie für den Südwestdeutschen Keramikpreis nominiert und stellte ihren blauen Affen, eine Skulptur mit der gleichen Frisur wie Donald Trump mit Namen ›Sein wie Gott‹, auf der art Karlsruhe aus. Für dieses Buch gestaltete Hannelore Langhans das Cover: eine Collage aus Gussformen von Kunstwerken, die zu der Zeit entstanden, in der Helga Witkowski Chefin der Majolika war, darunter der Künstlerteller ›Weiblicher Halbakt mit roter Pyramide‹ aus dem Jahr 1991 von Markus Lüpertz. Ebenso fertigte sie zwei Collagen für die beiden Textteile des Buchs an.
Beschreibung (Langtext)
Eigentlich wollte 'Helga, das Kriegskind' nach dem Verlust ihrer ganzen Familie auch sterben. Doch als sie dem Tod am nächsten war, erwachte plötzlich ihr Überlebenswille. Helga Witkowski ist eine der vielen Frauen, die am Ende des Zweiten Weltkriegs verschleppt wurden und für deren schreckliches Schicksal sich später niemand mehr interessierte. Auf sehr bewegende Weise erzählt sie von den traumatischen Erlebnissen und ihrem Kampf ums Überleben.
Als sie 1956 mit ihrem Mann nach Karlsruhe kam, bewarb sie sich auf eine Stelle bei der damals noch Staatlichen Majolika Manufaktur Karlsruhe AG und findet ihre Lebensaufgabe. Von 1983 bis 1994 war sie Alleinvorstand, als einzige Frau in der Geschichte dieses Unternehmens. In dieser Zeit wurde sie nicht selten mit "Frau Majolika" angesprochen, "vielleicht war das auch leichter zu merken als mein Name!"
Im ersten Teil des Buchs schildert Helga Witkowski ihre behütete Kindheit und dramatische Jugend. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurde sie von Berlin nach Ostpreußen ausquartiert und lebte bei einer Pflegefamilie. Nachdem sie Ende 1943 durch einen Bombenangriff ihre Familie verloren hatte, begann ab 1945 ihre eigentliche Odyssee: Flucht, verschiedene
Lager im Osten, Zwangsarbeit, Krankheit – immer den Tod vor Augen. Über diese traumatischen Erlebnisse konnte sie lange nicht sprechen oder darüber schreiben. Dass sie es doch getan hat, ist vor allem dem Zuspruch der Regisseurin Freya Klier und ihrem 1993 erschienenen Dokumentarfilm ›Verschleppt ans Ende der Welt‹ zu verdanken, in dem sie Schicksale von Frauen aufzeigt, die Ende des Zweiten Weltkriegs in polnische und sibirische Arbeitslager verschleppt wurden. Auch Helga Witkowski war eine dieser
verschleppten Frauen und hat wie durch ein Wunder überlebt.
Im zweiten und kürzeren Teil des Buchs blickt Helga Witkowski zurück auf ihre wunderbare Zeit bei der Majolika Karlsruhe und schreibt auch über die bereichernden Begegnungen mit vielen Künstlerinnen und Künstlern. Die Keramikkunst faszinierte sie von Anfang an, wissbegierig lernte sie nach Feierabend alle Abläufe genau kennen. Nach einigen Jahren als Mitarbeiterin der Abteilung Kunst am Bau übernahm sie deren Leitung, bis sie 1983 zum Vorstand der Majolika berufen wurde. Es waren sehr arbeitsintensive, aber auch sehr erfolgreiche Jahre, wie sie selbst sagt. Mit ihren Erinnerungen setzt sie nicht nur diesem »kleinen, aber feinen Unternehmen« – so der frühere Minister Gerhard Mayer-Vorfelder – ein Denkmal, sondern auch den vielen Künstlerinnen und Künstlern, die dort gearbeitet haben.