
Das goldene Vlies
wie die Merino-Schafe im Jahr 1786 nach Württemberg kamen
Autor | |
Quelle | Sonstige Datenquellen |
ISBN | 978-3-86638-314-2 |
Lieferbarkeit | lieferbar |
Katalogisat | Basiskatalogisat |
Verlag | Dielmann, Axel |
Erscheinungsdatum | 25.09.2022 |
Beschreibung (Langtext)
Ist das zu fassen: Die Merinos, deren einzigartige Wolle wir so schätzen, waren bis in das Jahr 1786 ausschließlich in Spanien zuhause, um 900 waren sie über das Mittelmeer von der afrikanischen Nordküste herüber gebracht worden, und fühlten sich seither im sonnigen Spanien in ihrer kräftigen Wolle wohl.
Mehr noch, die Spanischen Könige hatten die Ausfuhr ihrer beliebten und wertvollen Schafe unter Todesstrafe gestellt. Dann das Jahr 1786: König Carl Eugen von Württemberg bewirkt beim Spanischen Königshaus, daß die Württemberger einige Merino-Schafe erwerben und ins Württembergische holen können, eine Sensation! Aber was nun, wie soll das vonstatten gehen, wie kommen die Tiere von Segovia und Madrid nach Stuttgart und Hohenheim?
Zwei erfahrene Schäfer und ein Verwaltungsbeamter des Schlosses Solitude sowie ein Tierkundler werden ausgestattet (mit gutem Schuhwerk die Schäfer, mit einer Kaleche der Hofbeamte) und losgeschickt auf die 2000 Kilometer lange und 3 Monate währende Reise – über die Alpen geht es, durch die Schweiz, quer durch Frankreich, an den Pyrenäen vorbei, hinein nach Spanien. Unterwegs besuchen sie Schaf-Experten, um zusätzliches Wissen einzusammeln – Merinos? Merinos? Fremde Tiere …! Die sie schließlich kennenlernen, 107 Schafe dürfen sie übernehmen. Und los geht es, zurück ins heimische Württemberg – und das Wunder geschieht:
Von den Tieren kommen 106 gesund und munter an – über die Folgejahre hinweg werden sie mit dem heimischen Zaupelschaft gekreuzt, und stellen heute über 70 % der Schafe Europas. – Und jetzt?
Jetzt kommen 2 Bücher über die Merino-Schafe – einmal literarisch, einmal als Sachbuch:
Olaf Veltes literarische Erzählung über die große Reise der Merinos im Jahr 1786 und ihre Folgen wird ein schönes Hardcover mit Lesebändchen, ein Buch zum Entdecken und zu bester Unterhaltung mit historischem Stoff flankieren:.
Das „Sachbuch“ von Manfred Reinhard, das alle Materialien der historischen Schaf-Wanderung aus Spanien versammelt, die Stationen und Verbereitungen ebenso schildert wie viel Hintergrundwissen für alle versammelt, die mit Wolle und dem Ergebnis schäferlicher Arbeit leben.
Rund 1,5 Millionen Schafe werden derzeit noch in Deutschland gehalten. Viele Regionen unseres Landes sind von einem Landschaftsbild geprägt, das nur die Schafe hervorbringen können; ohne die Wanderschafhaltung könnten auch touristisch interessante Gebiete wie die Schwäbische Alb und der Nordschwarzwald nicht in ihrer jetzigen Schönheit erhalten werden, sie würden verbuschen. Unsere Vorfahren wussten, dass die Schafe hierfür besonders hart und widerstandsfähig sein mussten. Während die Wolle zu jener Zeit noch eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielte, so steht heute die Fleischleistung im Vordergrund.
Das Corona-Virus und die Ukraine-Krise haben die Menschen dazu veranlaßt, sich wieder mehr der Natur zuzuwenden. Diese jüngsten politischen und gesundheitlichen Entwicklungen verschafften der Wolle mehr Bedeutung. So ist die Nachfrage nach Strickwolle deutlich gestiegen, obwohl sich dies in den Kassen der Schäfer noch nicht bemerkbar macht. Auch bei Sportwäsche findet Wolle inzwischen mehr Verwendung. Große Modemarken nehmen in ihre Kollektionen elegante Kleider aus Wolle auf. Schäfereien und wollverarbeitende Firmen arbeiten zusammen, um Wolle gemeinsam zu vermarkten. Schäfer, deren Tiere den wertvollen Rohstoff für Garne liefern, wissen wie unsere Vorfahren um die Bedeutung der Wollqualität und pflegen sie weiter. Hier ist ein hochwertiges und vor allem gut geschlossenes Vlies zum Schutz der Tiere unerläßlich. Merinolandschafe bringen beide Eigenschaften mit und stellen nach wie vor in Deutschland den größten Anteil an den gehaltenen Rassen.
Die vorliegende Chronik zeigt, mit wie viel Engagement, Sorgfalt und Umsicht unsere Vorfahren Merinoschafe aus Spanien geholt und in ihre einheimischen Landschafrassen eingekreuzt haben, um daraus das Merinolandschaf zu züchten. Der Import zu Fuß auf dem Landweg war dabei eine harte Prüfung für Tier und Mensch. Diese Leistung verdient großen Respekt, denn sie hat die Schafhaltung in Europa nachhaltig beeinflusst. Auch heute noch tragen Merinolandschafe in verschiedenen europäischen Ländern die Bezeichnung „Württemberger Schafe“.
Manfred Reinhardt zählt nicht nur die Fakten der Reise auf. Sondern er lässt ein lebendiges Bild der damaligen Schafhaltung entstehen. Die Schilderungen des Reisens und Handelns in jener Zeit unterstreichen die Verdienste, die sich sowohl die Schäfer als auch ihre Begleiter auf ihrem Weg nach Spanien und zurück erworben haben.
Die Ergänzungen dieser zweiten Auflage stellen interessante Bezüge zur Kultur Spaniens her und vergleichen das Reisen damals mit seiner heutigen komfortablen Form. Der Bericht über eine Exkursion baden-württembergischer Schäfer im Jahre 2011 auf den Spuren des Einkaufs von 1786 läßt die Geschichte dieser Epoche nochmals aufleben.
Dem Buch wünsche ich auch über Schäferkreise hinaus eine große, interessierte Leserschaft.