
KZ Außenlager Walldorf
Jüdische Frauen aus Ungarn am Flughafen Frankfurt/Main 1944
Autor | |
Quelle | Sonstige Datenquellen |
ISBN | 978-3-86628-155-4 |
Lieferbarkeit | nicht lieferbar |
Katalogisat | Basiskatalogisat |
Verlag | Hartung-Gorre |
Erscheinungsdatum | 12.09.2009 |
Beschreibung (Langtext)
Für Gegenwart und Zukunft
Klara Strompf nennt ihr Buch schlicht KZ Außenlager Walldorf. Darin schildert sie minutiös die jahrelangen Recherchen zur Geschichte des damaligen Frauen-Lagers am Flughafen Frankfurt/Main, eine Erinnerungsarbeit, an der sie selbst seit vielen Jahren mit schier grenzenlosem Engagement teilnimmt. Das Lager Walldorf, ein Außenlager des KZs Natzweiler-Struthof im Elsass, war klein im Vergleich zu Stammlagern wie Auschwitz, Majdanek oder auch Bergen-Belsen. Und doch waren die Inhaftierten als Arbeitssklavinnen hier ebenso rechtlos wie in anderen Lagern, schutzlos ausgeliefert der Mordmaschine des NS-Staates und dem Sadismus der SS.
Etwa 1.700 Mädchen und junge Frauen im Alter von 13 bis ca. 40 Jahren wurden im Sommer 1944 von Auschwitz in das KZ-Außenlager Walldorf verbracht, um auf dem nahegelegenen Frankfurter Flughafen eine betonierte Rollbahn zu bauen, die man für den ersten deutschen Düsenjäger brauchte. Es waren ungarische Jüdinnen, die unter unmenschlichen Bedingungen schwerste körperliche Arbeiten verrichten mussten.
Bei Hungerrationen, die kaum zum Überleben reichten, mussten sie Baumstämme schleppen, Baumwurzeln aus der Erde hacken, den Boden nivellieren und planieren, Zementsäcke schleppen, betonieren. Auch bei Minusgraden mussten sie in dünnen Sommerkleidern arbeiten, manche von ihnen hatten nicht einmal Schuhe. Je mehr wir darüber wissen, um so monströser erscheint uns heute, was Menschen Menschen antun können.
Als Klara Strompf vor Jahren nach Mörfelden-Walldorf zog, wusste sie zunächst nicht, was einst in ihrer direkten Nachbarschaft geschehen war. Und als sie vom KZ-Außenlager Walldorf erfuhr, war ihre spontane Reaktion: So schnell wie möglich fort von hier! Doch sie blieb, und nicht nur das. Bald erfuhr sie, dass die Stadt Mörfelden-Walldorf eine Ausstellung zur Geschichte des Lagers vorbereitete, bot sofort ihre Mitarbeit an und vermittelte zunächst den Kontakt zu Margit Horvath, einer der Überlebenden des KZ Außenlagers Walldorf. So entstand die Ausstellung mit Margit Horvaths Biografie im Zentrum, die viele Menschen berührte und insbesondere bei Oberstufenschülerinnen und -schülern den Wunsch nach eigenen Recherchen weckte.
Durch den Kontakt zu Margit Horvath hatte Klara Strompf eine große Tür geöffnet, die zu weiterer Beschäftigung mit der Geschichte des Lagers führte, uns immer neue Dimensionen dieses KZ-Außenlagers erfahren ließ, und sie hatte zugleich eine Tür geöffnet zu ihrem Wohnort, der ihr bis dahin fast unbekannt war. Sie nahm nun aktiv Kontakt zur deutschen Bevölkerung auf, obwohl ihr das aufgrund der eigenen Familiengeschichte zunächst nicht leicht fiel.
Doch bald arbeitete sie nun gemeinsam mit vielen Ortsansässigen unermüdlich daran, die Geschichte des Lagers aufzuklären und immer besser zu verstehen. Dies war für sie nicht einfach; denn mit den Biografien der KZ-Überlebenden rekapitulierte sie stets aufs Neue ihre eigene Familiengeschichte. Sie wollte wissen, doch dieses Wissen tat weh.
Trotzdem wollte sich nun nicht mehr von der deutschen Umgebung abgrenzen, denn schließlich wohnte sie nicht nur hier, sondern hatte sich nun vor Ort auch engagiert. Aber gerade wenn man sich nahekommt, wird immer wieder schmerzlich spürbar, dass nichtjüdische Deutsche und Juden trotz eines gemeinsamen Interesses und auf der Basis gegenseitiger Sympathie nicht einfach zusammenarbeiten können.
Klara Strompf zeigt jedoch, dass Distanzen abgebaut werden können, produktive Zusammenarbeit und sogar Freundschaften möglich sind. Sie reflektiert stets aufs Neue, sie ist ein positiv denkender Mensch, sie sucht den Dialog, sie hat unglaublich viel Energie, sie kann und will nicht vor Hindernissen stehen bleiben, sondern schafft es immer wieder, diese zu überwinden.